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Entwicklung einer Schlauchklemme für die Getränkeindustrie: Vom Uni-Projekt zum ersten Geschäftsmodell

Hallo zusammen, mein Name ist Filip Ljevar, und ich bin Masterstudent im Studiengang Engineering and Management an der Universität Maribor in Slowenien. Gemeinsam mit einem Team von Kommilitonen habe ich eine praktische Schlauchklemme für die Lebensmittel- und Getränkeindustrie entwickelt. Unser Projekt begann als Semesteraufgabe und endete mit der Anmeldung eines Gebrauchsmusters und einem kleinen unternehmerischen Selbstversuch – inklusive vieler Lektionen rund um Konstruktion, Fertigung und Marktmechanismen.
Hose clip designed and created by Filip Ljevar and his team

Diese Fallstudie erzählt die Geschichte von einem Hochschulprojekt, das sich zu einem echten – wenn auch kleinen – Geschäftsansatz entwickelte: dem Hose-lock Clip (Schlauchklemme). Vor etwa einem Jahr erhielten wir die Semesteraufgabe, ein Gerät zu entwerfen, herzustellen und zu präsentieren, mit dem ein flexibler Schlauch sicher an einem Behälter für Flüssigkeiten befestigt werden kann – so, dass der Innendruck den Schlauch nicht herausdrückt. Es gab keine Einschränkungen – jedes Team konnte eine eigene Lösung verfolgen.

Während andere Gruppen sich auf Schwimmbad- oder Aquarientechnik konzentrierten, wählten wir die Getränkeindustrie – konkret den Bereich Wein- und Bierherstellung. Damit war klar: Unser Design musste lebensmittelecht, korrosionsbeständig und groß genug sein, um nicht versehentlich in die Flüssigkeit zu geraten. Das Material durfte keine Stoffe abgeben, musste ohne Schmiermittel auskommen und dennoch funktional bleiben.

Vom Konzept zum Prototyp: Entwicklung der Schlauchklemme

Unser erstes Ziel war es, die Klemme einhändig bedienen zu können – ohne Schrauben oder Bolzen. Da Gärbehälter für Wein oft dicke Flansche besitzen, musste die Klemme sicher greifen, aber auch mit dünneren Wandungen kompatibel sein.

Anfangs testeten wir eine Art große Draht-Wäscheklammer. Doch das Biegen des Drahts in robuste, funktionale Formen erwies sich als fertigungstechnisch schwierig – das Ergebnis war weder stabil noch serienreif

Wir entwickelten ein neues Konzept: eine Wäscheklammer-artige Klemme aus zwei gelaserten Blechschalen, verbunden durch eine Schulterachse und geschlossen durch eine Torsionsfeder. Zunächst integrierten wir zwei Schlauchführungen – je eine pro Griffseite. Doch dadurch wurde das Gerät zu schwer und unhandlich für die Einhandbedienung.

Der erste Prototyp ersetzte die Führungen durch runde Bohrungen, durch die der Schlauch geführt werden sollte. Doch diese Lösung bot nur einen Kontaktpunkt – zu wenig Halt.

Hose clip first model
 Erstes Modell der Schlauchklemme
Hose clip improved model
 Überarbeitetes Modell der Schlauchklemme

Am Ende entschieden wir uns für langgestreckte, umgedrehte Tropfenformen. Diese kontaktierten den Schlauch an zwei Punkten, hielten ihn zuverlässig auch bei starkem Durchfluss und eigneten sich für unterschiedliche Schlauchdurchmesser. Einfach, funktional und universal einsetzbar. Gefertigt wurde der finale Clip aus 1,5 mm starkem Edelstahl, misst 80 × 45 × 170 mm und vereint Haltbarkeit und Lebensmittelsicherheit.

Vom Prototyp zum Schutz: Anmeldung eines Gebrauchsmusters

Nach Abschluss des Designs meldeten wir das Produkt als slowenisches Gebrauchsmuster an – eine vereinfachte Form des Patentschutzes. Parallel präsentierten wir unser Projekt im Rahmen der Abschlussbewertung und erhielten Bestnoten. Die Gutachter lobten das stabile Handling und empfahlen, für künftige Varianten dünneres Blech zur Materialoptimierung zu prüfen.

Doch damit war unser Vorhaben noch nicht beendet – wir wollten den Hose-lock Clip auf den Markt bringen.

Final stainless steel hose clip

Endgültige Schlauchklemme aus Edelstahl

Final stainless steel hose clip
Final stainless steel hose clip
Final stainless steel hose clip
Final stainless steel hose clip
Final stainless steel hose clip

Markteintritt: Kleinserienproduktion und große Erkenntnisse

Wir machten weiter: Wir erstellten Produktfotos und Videos, richteten einen Online-Shop ein und starteten eine Social-Media-Kampagne. Wir arbeiteten mit Zulieferern für lasergeschnittene Edelstahlteile und waren bereit für den Versand.

Doch nach einer Woche bezahlter Werbung: null Verkäufe.

Die Webanalyse zeigte Klicks – doch der Checkout wurde abgebrochen. Der Preis von 20 € pro Clip plus 6 € Versand erwies sich offenbar als Hürde.. Bei Produktionskosten von etwa 15 € (bei 100er-Stückzahlen) hielten wir den Preis für angemessen – der Markt jedoch nicht.

Hose clip in usage

Schlauchklemme am Fass befestigt

Hose clip in usage

Schlauchklemme am Fass, die einen Schlauch fixiert

Hose clip in usage

Schlauchklemme am Fass, die einen Schlauch fixiert

Hose clip in usage

Schlauchklemme hält einen Schlauch, aus dem Wasser strömt

Hose clip in usage
Hose clip in usage
Hose clip in usage
Hose clip in usage

Wir testeten Bundles, eBooks und dachten über eine Umstellung auf eloxiertes Aluminium nach, um die Kosten zu senken. Doch das hätte die Wertigkeit des Produkts beeinträchtigt. Eine Preissenkung hätte wiederum den hohen Versandanteil negativ betont. Die Stückzahl zu erhöhen, war zu risikobehaftet.

So trafen wir eine schwere Entscheidung: Wir stoppten das Projekt.

Trotzdem hat es sich gelohnt. Zwar haben wir keinen einzigen Clip verkauft, aber dafür ein eingetragenes Gebrauchsmuster und wertvolle Bonuspunkte für ein Stipendium erhalten.

Wir glauben weiterhin an das Produkt – vielleicht veröffentlichen wir das Design eines Tages als OpenSource, um anderen mit ähnlichen Herausforderungen zu helfen.


Hast du schon einmal versucht, ein Studienprojekt zu vermarkten? Welche Designentscheidungen hättest du getroffen, um das Produkt erschwinglich zu halten – ohne Abstriche bei der Qualität? Wir freuen uns über dein Feedback: Teile deine Ideen oder ähnliche Erfahrungen in den Kommentaren!

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